Kerzenwachs ist ein Rohstoff, der wiederverwendet werden kann!
In vielen Haushalten in unseren Landen werden Kerzenreste gesammelt und nicht automatisch weggeschmissen. Kerzenwachs ist ein Rohstoff, der wiederverwendet werden kann! Für heimische
Bastelarbeiten eignen sich Altwachsreste sehr gut.
Neue Kerzen herzustellen ist nicht allzu schwer, wenn man ein paar Tricks beachtet, wird es sogar leichter und sicherer.
Davon will ich Euch hier berichten. Auch möchte ich Euch bitten, Euer Altwachs zu prüfen und vielleicht sogar ein bisschen zu bearbeiten, bevor ihr es weiter reicht oder selbst zum Kerzenbastler
werdet. Ein paar Kerzenreste sollten nämlich tatsächlich besser nicht in den neuen recycelten Kerzen landen, sondern gehören definitiv in den Hausmüll. Auch davon lest ihr mehr in diesem
Text.
Altwachs oder altes Wachs?
In altem Wachs finden sich häufig kleine Dekorationen, alte Dochte, Streichhölzer und Reste von Ruß. All diese Verunreinigungen können mit dem heißen Wachs schmelzen, sich entzünden oder im schlimmsten Fall auch explodieren. Das allein ist nicht der ganze Nachteil: Verschmutzungen im Wachs verstopfen den Docht und seine kapillaren Fähigkeiten. Am Ende brennt die Kerze schlecht und keiner weiß so richtig warum.
Bei starken Verrußungen des Wachses sind oft mehr als 2 bis 3 Filterungen notwendig, um das Wachs optisch zu schönen. Die Emissionen der neuen Kerze werden durch starke Verrußungen und nicht filtrierbare Zusätze in den Wachsen belastet. Manches Wachsprodukt sollte daher nur im Freien benutzt werden. Für Raumluft sind solche Altwachse eher schädlich.
Durch ordentliches Recycling im Vorfeld können zusätzlich anfallende Zeit und Aufwand zur Beseitigung der Verschmutzungen während der Schmelz- und Filterarbeiten eingespart und die Qualität der Kerzen verbessert werden. Hierfür werden dunkle Dochte entfernt und Lacke sowie andere unschmelzbare Dekorationen vor der Weiterverarbeitung vom guten und sauberen Wachs getrennt. Diese groben Verunreinigungen lassen sich nach dem Schmelzen mit einem feinmaschigen Sieb zwar gut durch ein dünnes Baumwolltuch herausfiltern, schöner ist es jedoch ohne diese Verschmutzungen arbeiten zu können und die Gefahren von verschmutztem Altwachs im Vorfeld zu vermeiden. Es ist so, als putze man die Kerzen für die große Schmelzschlacht heraus. Mit ungewaschenem Hals leuchtet das schönste Gesicht nur matt. Das gilt auch für Kerzen.
All diese Vorbereitung, um qualitativ gutes Altwachs herzustellen, kostet jede Menge Zeit und Aufwand.
Es lohnt sich daher, genau darauf zu schauen, wie Altwachs für die Weiterverarbeitung in der Kerzenwerkstatt gut vorbereitet werden kann.
Schritt für Schritt zu sauberem Wachs
1. Dekorationen, alte Dochte und Verschmutzungen solltet ihr entfernen. Besonders einfach gelingt dies, bevor eine alte Kerze das letzte mal ausgepustet wird. Das Wachs ist dann oft flüssig und warm. Mit einem spitzen Messer oder einer scharfen Schere ist der Dreck schnell entfernt. Aus einer runtergebrannten warmen Kerze kann man den Docht oft auch ganz rasch komplett herausziehen. Streichhölzer, Deko und Plastik gehören in den Restmüll, selbst wenn ein wenig Wachs daran klebt.
2. Der rußige, schwarze Docht darf komplett aus dem Brennteller der alten Kerze entfernt werden. Mit einer scharfen Schere schneidet ihr ihn ab, bis nur noch der frische weiße Docht erkennbar
ist. Dieser private Service spart im Recycling wirklich viel Zeit, reduziert die Gefahr der Selbstentzündung während des Schmelzen und senkt den Verschmutzungsgrad des flüssigen Wachses
deutlich.
3. Lacke, Aufdrucke und Schriften von der Oberfläche der Kerze müssen runter. Ganz so leicht ist das zwar nicht, gelingt mit einem scharfen Messer und viel Geduld beim Kratzen jedoch
schnell. Allerdings erzeugt diese Arbeit Wachsspäne, die sich schnell überall verteilen können. Entfernt Ihr diese Reste allerdings nicht, können sie die frischen Dochte in der neuen
Kerzen verstopfen und schmälern die Brenneigenschaften der neuen Kerze sehr stark. Sie könnte rußen, stinken oder richtig schlecht brennen.
4. Falls es geht: sortiert die Farben Eurer Altwachse bereits etwas vor. Kleinere farblich gleiche Wachsreste können beispielsweise gemeinsam in einer Schachtel lagern.
Am Ende des Textes findet ihr einen Tipp, wie Ihr glitzernde Überzüge im Backofen entfernen könnt, wenn ihr keine Muße fürs Abkratzen entwickeln könnt. Um es vorweg zu nehmen: ein solcher Aufwand erscheint wenig sinnvoll, wenn nur ein kleiner und recht verunreinigter Rest am Ende übrig bleibt. Daher gehören kleine Kerzenreste mit Silber oder Goldlackbezug direkt in den Restmüll und nicht in die Kerzenreste-Sammelbox, auch wenn sie Euch noch so schön anglitzern.
Farben schmelzen ohne Braun zu werden
Achtet bitte darauf Eure Kerzenreste nicht unsortiert zusammen einzuschmelzen, sonst entsteht im glücklicheren Fall eine Art von Grau. Meist jedoch ist ein unterschiedlich schattiertes Braun die Folge grober Mischungen.
Besser ist es, vor dem Schmelzen die Wachse farblich zu sortieren und dann farblich zusammen einzuschmelzen. Die Farben des Altwachses sind schnell definiert: Rot, Gelb und Weiß sind
schnell sortiert. Weniger populäre Kerzenfarben wie Grün, Blau, Lila oder Schwarz findet man eher selten im Altwachsbestand. Mit ein wenig frischer Kerzenfarbe kann die
geschmolzene Masse dann später im Farbton aufgewertet werden und von sanftem Pastell bis zur kräftigen Grundfarbe viele Schattierungen in die neuen Kerzen zaubern.
Besonders spannend sehen die Kerzen aus, wenn die Kerzenform beim Gießen in unterschiedlichen Richtungen fixiert und die Kerze mit mehreren Farben gegossen wird. Dadurch erhalten die einzelnen
Wachs-Farbschichten unterschiedliche Schwunglinien innerhalb der Kerze. Solche Kerzen haben wir auf meiner Altwachsparty im Garten kreiert. Schaut euch gern auch diesen Beitrag an.
Kerzen zu basteln ist nicht die schwierigste Aufgabe der Welt, wenn gewisse Regeln eingehalten werden. Es ist eine Aufgabe die mit Dreck und Schmutz verbunden ist. Kerzenreste sind kein Müll, sondern verdienen einen prüfenden Blick, Zeit und Muße, um recycelt aufgebraucht zu werden.
Das ist eigentlich ganz schade, denn Kerzen zu basteln macht riesigen Spaß.
Tipp zum guten Ende, aber bitte mit Vorsicht!
Wie angekündigt kommt hier noch ein Trick zum Oberflächenreinigen und begradigen von Kerzen im Backofen.
Reinigen: Zum Reinigen legt Ihr die Kerze auf Zeitungspapier oder Küchenrolle in den noch warmen Backofen und stellt die niedrigste Temperatur ein. Bitte beobachtet den Vorgang ganz genau, denn Wachs kann bereits bei etwa 50 Grad Celsius komplett schmelzen!
Im Ofen wird die Kerze zunächst weicher und schmilzt insbesondere an der Oberfläche. Sobald die Oberfläche weich genug geworden ist, können Lacke und eingegossene Überzüge schnell mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden.
Begradigen: Wenn Ihr die Kerze ab und an auf dem Backblech dreht, wird sie gleichmäßig weich. Durch Fühlen und Mitdenken erwischt Ihr den korrekten Zeitpunkt, um die Kerze weiterzubearbeiten. Manche krumme Kerze könnt Ihr dann ganz leicht wieder gerade rollen.
Vorsicht: Wartet Ihr jedoch etwas zu lange oder lasst den Backofen zu heiß werden oder gar unbeobachtet, kann die ganze Kerze sehr rasch schmelzen. Das kann äußerst
gefährlich werden! Im schlimmsten Fall verbrennt das Wachs, wird zu Wachsdampf und ist dann sogar entzündlich. Bitte zündet daher bei dieser Arbeit keine Kerzen im Raum an und
vermeidet offenes Feuer!
Bitte achtet daher streng darauf, dass das Wachs nicht dampft! Entfernt flüssiges Wachs schnell und vorsichtig mit Küchenrolle oder einem Küchentuch. Kleine Kerzenreste mit Überzug
gehören daher auf jeden Fall ganz sicher in den Hausmüll!
Viel Spaß beim Basteln. ;-)